Angeln mit Pintails - So vielseitig und erfolgreich sind No Action Köder
Viel zu oft trifft man auf ungläubige oder skeptische Blicke am Wasser, wenn auf die obligatorische Frage "Und? auf was beißen die Barsche Heute?..." das Wort "Pintail" fällt. Wenn ich dann einen der schlanken, wurmartigen Gummiköder ganz ohne v-förmigen oder gar Paddelschwanz vorzeige, weil sich viele wenig unter einem Pintail vorstellen können, folgen darauf häufig Fragen wie "No Action?... Der macht doch gar nix?!... Am Dropshot? Das fängt was?!“ Teilweise habe ich sogar schon erlebt, dass Mitangler dachten, mein Gummifisch sei kaputt, da ja der Schwanzteller fehlt.
Dass Pintails mehr als "No Action" Köder ohne großartiges Köderspiel unter Wasser, viel mehr als reine Drop-Shot Köder, ja sogar eine das ganze Jahr lang extrem vielseitig einsetzbare Beute-Imitation und - nicht zuletzt - dadurch ein unheimlich fängiger Barschköder sind, das erwartet euch in diesem Artikel.
Was ist ein Pintail?
Pintails zeichnen sich durch eine zumeist schlanke, stromlinienförmige Silhouette aus. Am spitz zulaufenden Schwanzende befindet sich, anders als beim klassischen Gummifisch, kein ausgeprägter Teller, um dem Köder eine ausgeprägte Schwimmbewegung zu geben. Dadurch besitzen sie eine feine, weniger starke Eigenaktion, der Schwanzteil zittert und wedelt sehr natürlich und je nach Körperform kommt noch ein leichtes Flanken dazu. Durch die schlanke Form sind sie aber insgesamt sehr lebhaft und agil in ihrem Spiel, wenn man denn möchte - Sie können aber genauso gut super langsam angeboten werden.
Die Unterschiede in Art und Intensität der Aktion liegen hier in Details, allen voran in Körperform und Ausführung des Schwanzes. Dieser kann ganz fein und spitz zulaufend, etwas breiter und abgeflacht, oder sogar mit einer zusätzlichen kleinen Verdickung versehen sein. Die gewählte Gummimischung beeinflusst das Köderspiel natürlich ebenfalls.
Die Körperformen reichen von einfach rund (Stick/Needle) bis zur Beutefisch-Silhouette (Shad/Baitfish Form).
Das beste Beispiel für die erstgenannte Beschreibung stellt wohl der Noike Pintail Stick 3” dar. Mit seinem 7,6cm langen, durchgehend verjüngten Körper und einem Gewicht von nur 1,6g ist der Köder ein absoluter Finesse-Pintail mit sehr feiner äußerlicher Erscheinung.
Etwas kürzer, dafür mit mehr Bauch und einem sehr durchdachtem Schwanz-Design: Der Noike Redbee. Wie alle Noike Gummiköder ist der Redbee kräftig gesalzen und stark aromatisiert. Dieser Pintail ist bei ca. 9mm Durchmesser 6,5cm lang und 2,2g schwer.
Der große Bruder vom Redbee, der Noike Machobee, besitzt das gleiche Schwanz-Design mit den tiefen Rippen an der Unterseite zur Verstärkung der vertikalen Schwanzbewegungen. Ebenfalls besitzt er den leicht abgeflachten Schwanz, der dadurch in der Absinkphase verführerisch zittert. Unheimlich vielseitig in der Anwendung und unverschämt fängig! 9,2cm lang und ca 11mm im Durchmesser bei 3,5g Gewicht.
Ein gutes Beispiel für einen der eingangs besprochenen Beutefisch-Pintails ist der Sneaky Stick aus dem Hause Molix. Charakteristisch für diesen Pintail sind der Körper mit Baitfish-Silhouette und sein agiler Schwanz mit einer Verdickung am Ende, die als "Movement-Enhancer", oder Bewegungsverstärker dient. Sie sorgt also für ein besonders ausgeprägtes Schwingen des Schwanzes. Mit seinem voluminöser Körper ist der Sneaky Stick ein richtiger Happen - perfekt als Softjerk im Kraut, zum Jiggen und Vertikal-Angeln oder als Drop Shot Köder für Barsch und Zander.
Was macht Pintails so erfolgreich:
Ob die Fische in der äußerlichen Erscheinung von Pintails nun einen Beutefisch sehen, einen Wurm oder sonstiges, das kann man nur vermuten. Auf jeden Fall scheinen sie perfekt in das Beuteschema unser Raubfische, vor allem in das von Barsch und Zander, zu passen.
Dazu können Pintails ganzjährig mit nahezu allen Methoden erfolgreich eingesetzt werden. Ob im Herbst/Winter sehr langsam und ruhig angeboten, oder im Frühjahr/Sommer schnell und hektisch geführt. Egal ob in kontrollierten Bahnen sanft durch Wasser gleitend oder unkontrolliert und wild flüchtend - Die geringe Eigenaktion der Pintails lässt dem Angler freie Hand über Köderführung und Intensität der Action - Das macht Pintails so extrem vielseitig und abwechslungsreich. Angeln mit Pintails kann immer wieder anders gestaltet werden, je nach Tagesform der Fische oder abhängig der Jahreszeit. Deshalb ist das Angeln mit Pintails nicht nur sehr erfolgreich, es macht auch eine Menge Spaß, die Köder immer wieder anders zu präsentieren und zu animieren.
Rundkopf-/ Football-/ Darting-/ Rubber-Jig:
Das Jiggen oder 'Faulenzen' mit klassischen Rundkopf-Jigs ist eine der, wenn nicht sogar die beliebteste Variante, um mit Gummiködern auf Raubfische, vor allem Barsche, zu angeln – und das zu recht.
Besonders wenn eine etwas schnellere Köderführung gefragt ist, können Pintails am Jigkopf punkten. Außerdem kann, bedingt durch den sehr geringen Wasserwiderstand, oft etwas leichter gefischt werden, als mit Teller-Schwänzen. Gerne präsentiere ich sie aber bewusst etwas schwerer und damit richtig schnell, um Reaktionsbisse in der Absinkphase oder beim Speed-Jiggen im Freiwasser auszulösen.
Durch die fehlende 'Bremse' (ein Schwanzteller verlangsamt immer die Absinkphase) eignen sie sich auch perfekt, um am Darting-Jig angeboten hektisch durch das Mittelwasser großer Talsperren oder Kiesgruben getwitcht zu werden.
Das heisst aber nicht, dass sie am Jig nur schnell geführt werden können. Besonders hervorzuheben in Verbindung mit Pintails sind daher auch Football-Jigs oder spezielle Stand-Up Jigs, die durch das breite Kopfdesign länger am Grund aufrecht stehen. Perfekt für den feinen Schwanz, der selbst im Stillwasser noch ganz verführerisch nachzittert. Diese Methode ist oft sehr fängig, wenn das Wasser kälter wird und die Barsche schon etwas inaktiver am Grund stehen.
Ist dies der Fall, führe ich die Pintails zum Beispiel am Football-Kopf mit ganz kleinen Sprüngen. Einfach mit erhobener Rutenspitze jiggen, zwischendurch immer mal kurz liegen lassen und dann 1-2m 'grubbern'. Grubbern bedeutet bewusst über den Grund schleifen, um so Sediment aufzuwirbeln und mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Bei hängerträchtigem Terrain oder dicht am Cover sind dafür Football-Offset-Jigs optimal, um Köderverluste und aufgesammelten Unrat zu reduzieren. Eine weitere 'langsame' Variante ist die Verwendung als Trailer am Rubberjig – gerade für Dicke Barsche eine sehr fängige Methode!
Am beschwerten oder unbeschwerten Offsethaken / Wacky:
Auch diese beiden Varianten bieten gleich mehrere Möglichkeiten der Köderführung.
Als Beispiel dient der Noike Machobee. Dieser lässt sich eingesetzt als Softjerk, also unbeschwert an einem leichten Offsethook angeködert, mit sanften Twitches und stetigem Einholen perfekt in einer engen Walk-the-Dog Bewegung direkt unter bzw auf der Wasseroberfläche führen. Je mehr lose Schnur man dem Köder zwischen den leichten Schlägen mit der Rutenspitze gibt, desto weiter bricht er dabei zur Seite aus, immer von Links nach Rechts. Besonders spektakulär ist das im Sommer, wenn die Barsche ihn oftmals gleich im Rudel in wilden Jagdszenen verfolgen und sich auf ihn stürzen.
Bei leichter Strömung und Wind, oder wenn die Barsche etwas tiefer stehen, reicht eine leichte Beschwerung in Form eines Weighted Offset Hooks um auf Kurs zu bleiben oder entsprechend auf Tiefe zu kommen. Alternativ kann der als Softjerkbait eingesetze Pintail auch mit einem Nailsinker im Bauchbereich beschwert werden. So erzielt man eine eher unkontrollierte, wilde Absinkphase und eine annähernd s-fömige Schwimmbewegung.
Als langsame Variante sei hier das sogenannte "Dead-Sticking" genannt, bei dem man den offset angeköderten Pintail einfach bis zu 10-15 Sekunden lang bewegungslos liegen lässt, nachdem er an loser Schnur bis zum Grund abgesunken ist. Die Bisse erfolgen manchmal schon in der Absinkphase, meistens aber nach mehreren Sekunden in der Ruhephase. Erfolgt nach dem ersten Absinken kein Biss, entweder die lose Schnur zum Köder aufnehmen (dabei die Rutenspitze absenken) und mit einem langsamen Zug der Rute nach oben den Köder versetzen und wieder sinken lassen, oder rauskurbeln und erneut auswerfen.
Ganz ähnlich gestaltet sich die Köderführung beim Wacky-Style fischen, wobei der Köder nicht längs, sondern quer am Haken angeboten wird und in der Absinkphase oder beim Anzupfen energisch mit beiden Enden (Kopf-und Hinterteil) wackelt und zittert. Auch hier kann mit Nail Sinkern die Absinkphase und die Aktion des Pintails variiert werden.
Beide Methoden sind absolut fängig, wenn Fisch am Platz ist.
Finesse Rigs:
Eine besondere Stärke der Pintails ist die Präsentation an den unzähligen Finesse Rigs: Texas-Rig, Carolina-Rig, Split-Shot, Drop-Shot, Jika Rig usw... Die meisten dieser Methoden sind mehr oder weniger dafür gedacht, langsam und mit viel Bodenkontakt über den Grund geschliffen zu werden und das auch bei schwierigem Untergrund oder mitten im Cover.
Als Beispiele hierfür das T-Rig und das Jika-Rig. Beide sind bestens geeignet, um zwischen Steinen, Muschelbänken und Gehölz den Barschen nachzustellen. Durch die flexible Verbindung von Gewicht zu Köder und dem Versenken der Hakenspitze, kann man die Rigs direkt über Hindernisse wie Steine oder Äste hinweg, oder sogar bewusst in das Hinderniss hinein ziehen und sich mit leichten Zupfern daran hocharbeiten. Wenn es dann mal stärker hakt oder gar hängt, nicht geich fest ziehen, sondern einfach kurz Schnur geben. Mit Zupfern in die lose Schnur lassen sich bei erhobener Rutenspitze die meisten vermeintlichen Hänger lösen.
Nebenbei sorgt man auch noch für ordentlich Aufmerksamkeit am Köder. Nicht selten schnappt sich ein Barsch oder auch Zander den Pintail, der gerade noch so energisch zitternd am Stein "zugange war" und dabei vermutlich schon beobachtet wurde, genau in dem Moment, in dem er sich löst und aus der 'Deckung' kommt. Teilweise ziehe ich einen am Jika-Rig montierten Pintail bewusst ultra langsam direkt durch eine Steinpackung, bis ich merke, dass sich das Gewicht leicht verkantet. Nun lasse ich durch Zittern der Rutenspitze den Köder unter Wasser verführererisch vibrieren, um ihn direkt danach mit hochgehaltener Rute und einem kräftigeren Lupfer wieder aus den Steinen zu lösen - Tock! Fisch! Dies sollte man aber wirklich nur mit Gewichten aus Tungsten machen. Bleigewichte sind so weich, dass sie sich direkt zwischen den Steinen verkanten und man den bewusst provozierten "Hänger" nicht mehr gelöst bekommt.
Ebenfalls sehr gut machen sich Pintails am Carolina-Rig, um etwas mehr Strecke zu machen. Am Grund geschliffen und gelegentlich mal angetwitcht, spielt der Köder dabei am Vorfach sehr natürlich, huscht von links nach rechts, sinkt dann wieder langsam zitternd ab und kann ohne Argwohn eingeschlürft werden – als Tip: Den Köder ruhig mal etwas 'krumm' anködern, so dass er leicht gebogen ist...
Natürlich darf in Zusammenhang mit Pintails das Drop-Shot Rig (DS) nicht fehlen. Ob klassisch 'stationär' gefischt, also den Köder möglichst lange auf einem Punkt gehalten, mal angezittert, dann wieder fallen gelassen – perfekt bei kälteren Temperaturen im Herbst und Winter -, oder insgesamt etwas energischer angejiggt. - um zB im Sommer mit einem größeren Abstand zum DS-Gewicht, den Köder hektisch über Kraut hinweg anzubieten, um die Barsche aus ihrem schattigen Versteck zu locken.
Sehr beliebt und fängig beim DS ist das sogenannte 'Nose-Hooking, bei dem der Köder mit einem kurzschenkligem Haken lediglich vorne am Kopf, bzw der Nase angeködert wird, wodurch das weiche Gummi sein volles Spiel entfalten kann. Dieses Feintuning kann man aber auch anders herum 'denken'. Angeködert an einem Offset-Haken wird die Gesamtaktion eines Pintails um einiges steifer, ruhiger und 'geradliniger', was vor allem im Winter oft sehr erfolgsversprechend ist...
Als Trailer am Spinner-/ Chatterbait:
Spinnerbaits und auch Chatterbaits werden hierzulande immer beliebter um Hechten in Schilf und Kraut, aber auch dicken Barschen über der Steinpackung auf den Zahn zu fühlen. Größere Pintails wie der Molix Sneaky Stick sind hervorragend als Trailer geeignet, um Spinner-und Chatterbaits ein größeres Profil zu geben und zusätzliche Reize durch den vibrierenden Schwanz auszusenden, ohne dabei die eigentliche Action zu beeinträchtigen.
Die Aufzählung von möglichen Rigs, Methoden und Situationen um erfolgreich mit Pintails auf Barsch, Zander und Co. zu angeln ließe sich jetzt vermutlich (nahezu) endlos weiterführen. An dieser Stelle soll es aber erstmal genug sein, mit Tips und Anregungen zum Thema Pintails.
Abschließend lässt sich festhalten, dass Low-Action Köder wie Pintails, mit Sicherheit zu den vielseitigsten Gummiködern zählen und dass sie aufgrund der breitbandingen Anwendungmöglichkeiten und eben nicht zuletzt ihrer Erscheinung als einfache Beute, bestens für Einsteiger geeignet sind. Ebenso bieten sie aber auch dem fortgeschrittenen 'Crack' die Möglichkeit, sich mit viel 'Finesse und Feeling' auszutoben - Pintails sollten also in keiner Köderbox fehlen, um mit modernen Methoden unseren heimischen Räubern nachzustellen!
Viel Spaß am Wasser und Tight Lines! Alex