Barschangeln bei Nacht mit Gummifischen
Dinner in the dark
Nervös gleitet mein Blick durch den Raum – nur noch wenige Minuten Arbeit trennen mich vom langersehnten Feierabend. Als ich schließlich in mein Auto steige, herrscht draussen bereits finsterste Nacht.
Wir treffen uns diesen Abend, um in der Dunkelheit überfischte Hansebarsche zu jagen! Moment! Barsche im Dunkeln? Was uns und anderen Anglern noch vor wenigen Jahren als eigentlich unmöglich verkauft wurde, ist zu Zeiten des wachsenden Befischungsdrucks beinahe zur Pflichtkür mutiert.
Allgemein ist der Flussbarsch den meisten Anglern als tagsüber jagender Raubfisch bekannt. Nächtliche Barschfänge werden meist als Zufallsprodukt abgetan. Mitnichten!
In den meisten deutschen Städten ist es der immer gleiche Ablauf: Die guten Spots werden im Stundentakt durch diverse Angler beackert und gegen Abend übernehmen die Zanderprofis das Steuer. Wen wundert es da, dass gerade die schlauen Großbarsche das Fressen während diesen Hochfrequenzzeiten einstellen oder sich gar komplett neue Standplätze suchen. Da hilft oft nur Ausweichen. Entweder neue Spots suchen oder eben die Angelzeit in die wesentlich ruhigeren Nachtstunden verschieben.
Das Zandergeheimnis
Zuerst müssen es die Zanderangler gewusst haben. Oft schon hörten wir von kapitalen Barschbeifängen während nächtlicher Zandersessions – so oft, dass ein Versuch nur eine logische Konsequenz war.
Die Hardware zum zwielichtigen Barscheln unterscheidet sich grundsätzlich kaum von unseren Standartwaffen. Einzig möglichst einfach sollten wir im Dunkeln fischen. Das hat zum einen den Grund, dass wir uns einfach mehr konzentrieren müssen als üblich und natürlich empfielt es sich auch das Gepäck übersichtlich zu halten. Wir verwenden in der Regel auch keine Finesse-Rigs oder andere zu komplizierte Aufbauten. Geflochtene Hauptschnur, Fluorocarbon Leader, Jig + Gummi und bei Hängergefahr maximal noch ein Offset-Jigkopf oder Jika Rig. Mehr braucht es einfach nicht.
Die Taktik für nächtliche Ausflüge ist jedoch eine ganz andere als am Tag. Der Schlüssel zum Erfolg ist Licht. Klingt zwar paradox, die Erklärung ist jedoch ganz einfach. Barsche sind und bleiben in erster Linie Augenjäger. Daher bedeutet eine nahe Lichtquelle so gut wie immer Futterfisch, Restlicht unter Wasser und Silhouetten. Ein zweiter wichtiger Faktor ist, dass das Wasser bereits im Uferbereich über eine gewisse Tiefe verfügen sollte. Ein klassisches Beispiel für einen solchen Spot ist eine Kaimauer oder ähnliche Befestigungen mit einer Straßenlaterne. Oft kann man sogar in den Wintermonaten an diesen Stellen den Weißfisch bis unter die Oberfläche stehen sehen. Und wir wissen alle, Futter bedeutet Barsche!
Lass wackeln!
Wie anfangs erwähnt fischen wir mit Gummifischen am Jig auf Barsche, doch welche Ansprüche stellt ein Barschjäger im Dunkeln an seinen Köder? Wir haben hier die Erfahrung gemacht, dass man die Erkenntnisse vom nächtlichen Zanderangeln nicht einfach eins zu eins übertragen kann. Während sich das Glasauge auch in stockdunkler Nacht zielsicher auf unsere Baits stürzt, egal wie viel oder wenig Eigenaktion diese besitzen, gibt es bei Barschen einige kleine Feinheiten zu beachten. Geht es nachts auf Barsch, ist ein sogenannter Action Shad, also ein Gummifisch mit Schaufelschwanz, in den meisten Situationen die bestmögliche Wahl. Die Vibrationen und Druckwellen, die der Schwanzteller im Wasser aussendet, erleichtern dem Fisch die Ortung des Köders.
Hierfür prädestiniert und besonders erfolgreich ist der NOIKE Wobble Shad Ninja mit seinem besonders weit ausschlagenden Schwanzteller. Der stark ausladende Lauf dieses Gummifisches und die spezielle Ringgeometrie verdrängen in der Zug und Absinkphase eine Menge Wasser. Genau diese Schwingungen können Fische mit ihrem sensiblem Seitenlinienorgan warnehmen. Dieser zusätzliche Sinn ist die Sprichwörtliche Fußsohle, an der wir kitzeln müssen, um einen Angriff zu provozieren. Man kann also kurz zusammenfassen, je mehr Druck ein Köder erzeugt, desto mehr qualifiziert er sich für einen Nachteinsatz! Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
Ein weiterer Vorteil ist das fischige Aroma des Ninjas. Hat ein Barsch den Köder geschnappt, wird er in den meisten Fällen sogar versuchen, den Köder zu fressen. Das heißt, der lässt nicht wieder los. Wir haben während unserer Feldstudien in der Entwicklungsphase immer wieder festgestellt, wie die Barsche dem Shad nachsetzten, ihn immer wieder attakierten und teilweise sogar mit Köder im Maul vom Angler weggeschwommen sind. Nicht selten muss man beim Lösen von Noike-Gummiködern den Fisch daran hindern, den Köder gänzlich zu verschlingen. Das sehr starke Aroma, auf das Noike bei seinen Gummis setzt, scheint hier auf ganzer Linie zu punkten.
Dieses Feature spielt bei Dunkelheit seine besonderen Stärken aus, denn wir wissen von uns selbst: Da wo ein Sinn nur noch eingeschränkt arbeiten kann, schärfen sich die übrigen.
Zum zweiten wäre da die Qual der Farbwahl. Man kann sagen, dass sich grundsätzlich dunkle Farben in dunklem Wasser am Erfolgreichsten herausgestellt haben. Warum das so ist, stellen wir fest, wenn wir uns einmal vorstellen, wie Barsche rauben. Die Stachelflosser stehen in der Regel unterhalb der Kleinfische und von oben scheint das orange Licht einer Brückenbeleuchtung auf die Oberfläche des Kanals. Durch den Schein der Laternen oder auch des Mondes, entsteht für den Räuber eine sehr gut wahrnehmbare Silhouette der Beute. Sie zeichnet sich gut gegen den helleren Nachthimmel ab und erleichtert die Zielerfassung. Genauso verhält es sich mit unserem künstlichen Köder, wenn der Gummifisch nach dem Auswurf gen Gewässerboden sinkt, oder beim Anjiggen über den Grund hüpft. Diesen Effekt können wir mit Farben wie Green Pumpkin oder Cinnamon Blue Back noch weiter verschärfen.
Ein besonderes Augenmerk richten wir auf spezielle UV-aktive Farben, welche besonders auf den Ultraviolett-Bereich des Lichtspektrums reagieren. Überall dort, wo wir noch alte Straßenlampen finden, also solche, die noch nicht auf LED-Technologie umgerüstet sind, sind diese Farben ein besonderer Joker. Was viele nicht wissen: Die Leuchtmittel in älteren Lampen strahlen Licht mit einem gewissen UV-Anteil ab. Fische können aufgrund ihrer besonderen Augen auch diesen, für den Menschen unsichtbaren Wellenfrequenzbereich des Lichts wahrnehmen. Stichwort Wellenlänge: Für viele ist der Inhalt des Physikunterrichts der Schulzeit bereits in Vergessenheit geraten und ich möchte hier jetzt auch niemanden mit komischen Licht-facts langweilen... aber soviel muss sein, das UV Licht kann, sofern das Wasser nicht komplett durch Schwebstoffe getrübt ist, recht tief ins Wasser eindringen und so dafür sorgen, dass der Köder für den Fisch besonders gut sichtbar ist. Das hat den Vorteil, dass selbst bei schwierigen Sichtverhältnissen immer noch ein optischer Reiz für die Barsche gesetzt werden kann.
Aus diesem Grund vertrauen wir bei widrigen Bedingungen oder wenn ein Spot scheinbar ausgefischt ist, auf die Farbe Motoroil Gold UV. Kommt unter umständen auch noch eine gewisse Trübung des Wassers hinzu, kann man immer noch auf Farben wie Atomic Flash UV als zusätzlichen Schocker zurückgreifen.
Genug der Theorie
Treffpunkt Hafenkante, wir stehen zu dritt an der Kaimauer und fischen mit voller Konzentration den ufernahen Bereich direkt im Schein der Laternen ab. Wie immer werden die ersten Würfe direkt parallel und sehr dicht an der Wand entlang geführt. Am 7g Jig hängt ein Ninja in der Farbe Cinnamon Blue Back. Hart schlägt der mit Absicht etwas zu schwer gewählte Jig auf dem Grund auf (etwas zu schwer deshalb, weil der Kontakt im Dunkeln wirklich erstklassig sein muss). Kurz angelupft und schon fährt der Stromschlag durch die Rute, ein schöner, vielleicht knapp 30er Barsch hat sich am Rand des Lichtkegels auf den Gummifisch gestürtzt – ein toller Auftakt! Es sollten an diesem späten Abend noch viele Fische bis Mitte 30 Zentimeter folgen, einer dieser berühmten Frequenztage.
Ihr seht also: Langes Arbeiten, kurze Tage und erfolgreiches Barschangeln müssen nicht im Gegensatz stehen, wenn man ein paar einfache Regeln beachtet! ;)
Wie immer TL euer NOIKE Pro-Staff Team